[Die Wassermagier]

Offenheit und Herzlichkeit, Misstrauen und Abschottung – kein anderer Ort als Al Shedim vermag gleichzeitig derartige Kontraste zu vermitteln.
Erblickt man die vielen, dunklen, in den himmelragenden Säulen und Trümmer gedenkt es dem ein oder anderen Fremden gar nicht in den Sinn zu kommen, dass genau dort, weit im Süden Varants, jemand, gepeinigt von Innos’ allgegenwärtigem Zorn, zwischen Ruinen und Sand zu leben wagt.
Und dennoch herrscht dort kaum vorstellbare Geschäftigkeit in einem Meer von Zelten und Ruinen, der Zuflucht unzähliger, von Hass und Abneigung, vom Volk der Assassinen und Beliar selbst ausgestoßenen und zum Feinde erklärten, Nomaden und Wassermagier.
Neben dem massiven, zentralen, Adanos’ geweihten Tempelkomplex, einer atemberaubenden Arena, unzähligen Ständen von Handwerkern und Händlern und dem erfrischenden, immerwährenden Kanal bietet auch die ein wenig abseits gelegene, schattige und fruchtbare Oase jedem erschöpften Wanderer Erholung, Unterhaltung und Kommunikation inmitten einer faszinierenden Kultur traditionellen Nomadentums.
Lasst euch auf einem der weichen Teppiche, im Kühle spendenden Schatten der Taverne nieder, genießt die euch angebotene Wasserpfeife, das ein oder andere erfrischende Getränk und die Gespräche mit den braungebrannten, erfahrenen Geschichtenerzählern der Sandwüste Varants.

by Hârkon

Karte

[Dorthon]

Die Schamanenmagie war schon eine sehr interessante Form. Dorthon philosophierte über sie am liebsten. Während die Wassermagier und Feuermagier nur langweilige Aktivzauber nutzen, und Schwarzmagier eine finstere Art der Magie anwenden, faszinierte ihn die Magie der Schamanen doch immer mehr. Ihn bereiteten die komplexesten Zauber größere Freuden als simple Feuerbälle oder gefrorenes Wasser.
Im Gegensatz zu dem Vermummten hatte der Mann, mit dem er über diese Magieform gesprochen hatte, eine eher skeptische Auffassung darüber. Entweder der Kerl vertraute Dorthon nicht wirklich oder fand keinen Zusammenhang zwischen der Magieform und der Rasse der Orks.

Worüber sich der Mittelländer allerdings freute, beruhte auf der Hilfe des Fremden. Denn dieser nahm die Bitte Dorthons an und versuchte eine Möglichkeit zu finden, ihn nach Myrtana zu bringen. Immerhin endlich ein Plus.
Während er wieder durch die Gassen lustwandelte, machte er sich Gedanken über einen Zusammenhang der Zauberkünste. Konnte das Feuer Innos’ mit dem Wasser Adanos’ vergleichbar gemacht werden? Es handelte sich hierbei um zwei völlig unterschiedliche Elemente. Während das Feuer Eis schmolz, löschte das Wasser das Feuer und wurde Dampf. Der Dampf, sollte er in Massen existieren, könnte unter Umständen zur Wolkenbildung führen. Aus diesen Wolken schießen dann Blitze. Man konnte also die Theorie abfassen, dass es einen Kreislauf zwischen den Magieformen gab, sie allerdings nicht unmittelbar zusammenhingen. Feuer war unruhig, während das Wasser ruhte. Allerdings erkannte Dorthon, dass die Theorie noch nicht gänzlich hinhaute. Wie schloss sich der Kreis nun wieder vom Blitz zum Feuer? Durch Regen kam Wasser, allerdings fehlte ein Detail, das vom Blitz zum Feuer führen würde. Langsam erkannte er, dass seine Entdeckungen noch nicht alle gewesen sein können. Eine weitere Magieform bedeutete ein mögliches Vollenden des Kreislaufes. Also gingen seine Studien weiter.

Das steinerne Stadtbild blieb nicht länger ansprechend für einen Spaziergang. Also suchte Dorthon den Weg zur Oase. Eine Palme machte ihm darauf aufmerksam, dass jene nicht weit von ihm entfernt lag. Zügig stromerte er zur Oase. Ein seltsames Geräusch lenkte seine Aufmerksam auf drei Personen, die unweit von ihm über eine von Pflanzen bedeckte Ebene wandelten. Einer von ihnen schien seine Hand über jene Gewächse zu halten. Dann passierte etwas Erstaunliches. Die Bodenerzeugnisse begannen sich zu bewegen. Sie wurden größer oder krochen in eine bestimmte Richtung. Was konnte das nur sein? Eine weitere Magieform? Ja, das musste sein.
Plötzlich wurde alles klar: Diese Art der Magie schloss den Kreislauf. Pflanzen konnten brennen.
Dorthon setzte seinen Fuß nach vorne, um auf sich aufmerksam zu machen, aber war das vielleicht so eine gute Idee? Die drei, unter denen sich scheinbar auch der Fremde von Gestern befand, waren bisher die einzigen hier. Sollte das normal unter Geheimhaltung ablaufen?
Anstatt zu ihnen zu gehen, kehrte Dorthon um. Aber schon nach wenigen Schritten hielt er es nicht mehr aus. Diese wichtige Information musste festgehalten werden. Sogleich setzte er sich und schlug sein Notizbuch auf. Dann nahm er eine neue Seite und begann das Gesehene abzufassen.

[Solveg]

Overun war es, der soeben an seine Tür klopfte und kurz angebunden meinte, es wäre so weit. Mit leichter Anspannung in den Gliedern hatte Solveg dann noch einmal über seine Schulter geblickt, ob er noch etwas mitnehmen sollte, und war dann dem Wassermagier gefolgt. Der eigentlich kurze Weg eine Etage nach unten erschien dem Dunkelblonden unheimlich lang, was seine innere Unruhe nur weiter verstärkte. Er war sich noch nicht ganz sicher, was ihn nun wirklich erwartete. Trotz der beharrlichen und sicherlich gut gemeinten Hinweise Overuns und den unzähligen Bitten, es dürfe nichts schief gehen. Solveg hatte zeitnah alles versprochen, was er sollte, konnte im Moment aber für keines dieser Versprechen eine Garantie geben.
Am Ende eines recht dunklen Gangs blieb Overun dann stehen, klopfte einen seltsamen Rhythmus an der Wand und schob daraufhin einen Vorhang zur Seite, der den Weg und die Sicht in eine weitere Kammer versperrte, die offenbar nicht für jedermann auffindbar sein sollte. Sogleich trat er ein, während Solveg nur zögerlich folgte. Das mehr oder minder geheimnisvolle Vorgehen seines Führers beruhigte ihn keineswegs.
Drinnen sorgten mehrere Fackeln an den Wänden für Licht. Außerdem brannte Feuer in zwei großen Schalen, die rechts und links eines Sockels aufgestellt waren. Hinter diesem Sockel stand eine Person in Robe, die ihnen den Rücken zugewandt hatte und dort offenbar etwas hantierte, das sich ihren Blicken verbarg. Und etwas abseits, am Rande der Kammer stand eine weitere Person, die mehr ins Licht trat, als Solveg in der Mitte des Raums angekommen war und in ihre Richtung blickte. In diesem Moment erkannte er die Person als Lobedan, der ebenfalls dunkle Kleidung trug, was im Vergleich zu seinem sonstigen Auftreten ungewöhnlich erschien. Wenn er es genau betrachtete, trugen alle außer er selbst dunkle Kleidung. Hatte man sich abgesprochen? Es wirkte so, was den Schriftgelehrten erneut stutzen ließ. Statt aber etwas zu sagen, erschrak er intuitiv, als hinter ihm der Vorhang zugezogen wurde. Kurz darauf trat Overun wieder an seine Seite. Ihm wurde dabei wärmer. Die vielen offenen Feuerquellen in diesem engen Raum wirkten sehr bedrückend. Zunehmend trat Schweiß auf seine Stirn, doch er versuchte, äußerlich Ruhe zu bewahren und wartete gespannt ab, wie es nun weiterging.

[Corax Erindar]

Corax hörte Ornlu nur mit einem Ohr zu, er war zu vertieft in sein Wirken. Den Geruch nahm er von der einstigen rose, doch mischte er ihn ein wenig mit dem von Aas und hoffte das so ein passabler Lockduft entstand, der Fliegen in die große Todesfalle locken würde. Die ganze Pflanze war jetzt von grüner Farbe durchzogen von violetten Adern. Den Hauptteil bildete ein großer Trichter, um diesen herum sprossen unzählige kleinere Versionen des Trichters in die Höhe die mit der Hauptpflanze verbunden waren. Die riesige Schlauchpflanze entwickelte jetzt unter Ornlus leitung soetwas wie rankenartige Tentakel die sich auf der Erde suchend in jede Richtung schlängelten. Corax stärkte nocheinmal die Wesenszüge der omnivoren Pflanze und drängte ein paar immernoch renitent gebliebene von alten Pflanzen in den Hintergrund. Er spürte wie eine der Ranken sein Bein streifte und sich fest um es legte. Mit all seiner Willenskraft wehrte er sich dagegen und versuchte der fleischfressenden Pflanze klar zu machen das Menschen nicht als Mahlzeit taugen. Langsam ließ die Ranke von ihm ab und suchte sattdessen weiter. Sie wickelte sich schließlich um die vertrockneten Überreste einer Pflanze und warf sie sich selbst Geschickt in den Haupttrichter, wo wie Corax fühlen konnte, nun die Pflanzensäfte begannen das tote Gestrüpp zu zersetzen.

"Geschafft, denke ich.", sagte Corax und fühlte nun wie Erschöpfung ihn überkam. Einen Moment lang war ihm schwindlig, doch es gelang ihm rasch wieder sich zu fangen. Der Druide und der Seher betrachteten nun zusammen mit Aniron ihr Werk, das in dem Kräutergarten mit lauter kleinen Gewächsen seltsam riesig wirkte. "Mhhm diese neue Art braucht noch einen Namen.", meinte Corax schließlich mit fachkundigem Blick, "Was hälst du von Sarazenia Ornlunia Coraxis, Ornlu?" Das gesagt wandte er sich an Aniron, um sie zu warnen : "Also das Bedürfnis Menschen zu fressen haben wir ihr glaube ich ausgetrieben, zumindest wenn man sich nicht allzusehr anbietet. Ich würde aber Kinder, Hund und Katzen von ihr fernhalten, ausser natürlich sie gehören dem Nachbarn und nerven einen ganz gewaltig."

[Aniron]

Anirons Augen glänzten. Das Schauspiel, welches sich ihr geboten hatte, war einmalig. Mit großem Staunen hatte sie beobachtet, wie die scheinbar verwelkten Pflanzen wieder zu Leben erwachten und wie es auf einmal um sie herumwuselte und krabbelte und schlängelte. Ein bisschen gruselig war es auch gewesen, aber Aniron wusste, dass es nur natürlich war. Es war toll zu sehen, zu was die beiden Männer fähig waren und sie war immer noch ganz baff, was sie da nun vor sich stehen hatte. Diese Pflanze war perfekt, sie hatte alles, was eine Pflanze brauchte und trotzdem war sie eigenartig. Und bestimmt auch einzigartig. Ein bisschen abartig sicherlich noch dazu. Wenn man bedachte, dass sie Katzen, Hunde oder Kinder mochte. Fleisch eben im allgemeinen. Aber die Möglichkeiten, die sich nun ergaben, zauberten ein Grinsen auf das Gesicht der Wehmutter.

"Ich denke, in Zukunft wird sich bestimmtes Gesindel fern halten, solange ich das Gerücht verbreite, dass es sich um eine menschenfressende Pflanze handelt. Oh wie wunderbar."
Aniron klatsche freudig in die Hände. Langsam näherte sich die junge Frau dem erst wenige Augenblicke alten Gewächs, welches bedrohlich zu erzittern schien.
"Aber eins frage ich mich trotzdem: Ornlu, du meintest, bei richtiger Behandlung ist sie nützlich. Aber wie weiß ich, dass ich sie richtig behandle? Woher weiß ich, dass sie etwas Nahrung benötigt? Und wie kann ich sie gießen, ohne, dass sie mich beißt? Wird sie welke Blätter haben? Oder immer grün erscheinen?" fragte Aniron besorgt. Es würde ihr den größten Kummer bereiten, wenn die Pflanze ihr eingeht und sie nicht weiß, warum, oder sie falsch gepflegt wurde. Drum spitzte sie ihre Ohren und horchte, was Ornlu zu sagen hatte.

[Ornlu]

Ornlu atmete durch. Ein mentaler Kraftakt war es und er hoffte, sie hatten keinen Fehler gemacht. Mit Corax nun an der Seite sitzend uns den Trinkschlauch reichend hörte er Anirons Fragen zu. Sie hatte recht, ein paar Antworten würden nicht schaden, doch was sagen?
"Sie ist wie ein kleines Kind noch. Sie muss lernen was sie darf und was nicht. Sie wird auf ihre Art langsam in deinem Garten wohl herum wuseln und sich von allem fressbaren ernähren. Dazu sorgten wir. Seh die Pflanze als lebendes Kompostwerk. Meister Porgan meinte zu mir, dass die Pflanzen etwas erdartiges ausscheiden würden - ob wir da wirklich fehlerlos alles wirkten, wirst du dann sehen. Ich denke sie wird auch nicht zu gefräßig sein oder mehr ich hoffe es - halt aber besser kleine Kinder und große Kindsköpfe von der Pflanze weg. Ihr Wasser wird sie sich aus dem Boden ziehen. - Hmm, teste was ihr gute schmeckt und füttere sie damit. Hunde lieben einen dafür. Über alles andere haben wir wohl selbst auch nicht mehr Ahnung. Also sie wird sicher eine starke Blütezeit haben, aber da sie die Einzige ihrer Art in Varant ist, wird sie von nichts bestäubt werden können. Meister Porgan hat auch so eine im alten Dorf ohne Namen, Corax. - Nun, Aniron. Corax und ich würden uns über etwas Tempelwein sicher freuen, dazu ein frisches Brot, wenn es dir nichts ausmacht. Es kostete ein wenig viel Kraft.", sprach der Druide, ehe er sich zu Corax wandte.
"Gut gemacht Corax. Du hast aber gemerkt, es ist immer besser, wenn man zu zweit oder mehr ist. Ein sehr komplexer Zauber mit viel Verantwortung.", meinte der Druide und kramte dann nach seinem Sumpfkraut.

[Aniron]

Aniron nickte. Sie würde ausprobieren, was die Pflanze mag, aber ihrer Katze Sirii klar machen müssen, dass sie sich von ihr fern halten müsste. Außerdem wäre es besser, eine feste Mauer anstatt der aufgehäuften Steinreihen um die Beete zu bauen. Und das Gerücht. Es müsste sich ebenfalls verbreiten. Aber dafür würde sie schon sorgen, da kannte sie die besten Quellen.
Die junge Frau wandte sich den Gästen zu, während sie nach ihrem Geldbeutel griff:
"Ich danke euch von ganzem Herzen, nehmt diese Goldstücke und stärkt euch. Geht am besten zum Tempel, dort trefft ihr Rebekka, die Wirtin. Sie schenkt dort Wein aus und ihr bekommt sicher auch etwas Brot, wenn nicht sogar etwas Eintopf. Die Taverne ist leider noch geschlossen, aber die Bauarbeiten gehen gut voran, es dürfte schon bald wieder eine gute Bewirtung in Al Shedim geben, endlich."
Aniron wandte sich zwei Eimern zu: "Ich werde inzwischen den Kräutergarten gießen und dann noch einmal Maris aufsuchen. Bei Adanos, eine gute Nacht.""

Zufrieden summend machte sie sich ans Werk, während die beiden Männer sich entfernten. Es war schon spät, aber sie wollte tatsächlich noch einmal ihren Liebsten aufsuchen und ihm gute Nacht sagen. Es war schwer für sie, dass er nach wie vor alleine in dem neuen Heim schlief, aber soweit sie es wusste, wollte er das Haus noch vergrößern lassen, damit sie beide ein gutes Leben darin hatten. Trotzdem fiel es der jungen Frau schwer abends ohne ihn einzuschlafen, wenn er doch so nah war. Zumal die dicken Mauern des Tempels immer etwas drückend wirkten, wenn man allein auf einer der Liegen im Kellergeschoss neben der Krankenstation lag.
Aniron hatte ein Beet in der Nähe der Sarazenia Ornlunia Coraxis mit Wasser übergossen, als die Ranken des Gewächses vibrierten.
"Aha", entfuhr es Aniron. Durstig war sie und sog nun begierig das klare Wasser auf. Ein zufriedenes Rascheln der Blätter erklang und Aniron nickte. Das musste sie sich gut merken.

[DraconiZ]

DraconiZ lachte. „Das habt ihr gehört? Und wer erzählt so Etwas?“. Er fuhr sich mit der rechten über den linken Unterarm und schaute seinem Gegenüber tief in Augen. „Lasst mich meine Beobachtungen mit euch teilen. Erstens: Ihr seid nicht von hier. Ihr kennt euch hier nicht aus und eure Hautfarbe entspricht nicht einem hier Ansässigen. Zweitens: Ihr kennt Medin und er erzählte euch, dass ich mir hier aufhalte. Daraus schließe ich, dass ihr zumindest mit den Rebellen sympathisiert, wenn nicht sogar zu ihnen gehört“. Der Schwarzhaarige schwieg einen Moment. „Ich muss ehrlich gestehen, dass ich damit nicht gerechnet habe. Sagt: Ist es vielleicht weniger Zufall, als ich dachte, dass ihr gerade in diesem Moment hier entlang gelaufen seid?“. Er schaute zu Vicious herüber und nickte ihr zu, um deutlich zu machen, dass es eventuell soweit war.

[AnnaJoseph]

„Wer ist Medin?“, fragte Anna dazwischen, denn ihr fiel ein, dass sie ihm gar nicht gesagt hatte, dass sie einen Mann dieses Namens kannte, und auch sonst wäre es doch unlogisch, wenn sie Medins Freund wäre und gleichzeitig herumlief und seinem Mörder sagte, er wäre sein Mörder. Vielleicht hätte Medin auch gelogen und Draconiz wollte ihn gar nicht abschlachten.
Bevor der schwarze Mann auf die Frage antworten konnte, sagte sie: „Ihr denkt wohl, ich bin der Freund von dem General und Ihr könnt durch mich an ihn herankommen und ihn abschlachten.“ Sie verstand nicht, warum er das dachte. „Demnach wäre es doch echt dumm von mir, hier entlang zu laufen. Es sei denn, ich bin der Auftragskiller von der Gegenseite und komme bloß, um Euch abzuschlachten.“ Sie brachte gar kein Lachen mehr zustande.
„Oder traut Ihr mir das nicht zu?“, fragte sie und legte den Kopf schief, als er eine weitere Sekunde nichts sagte. Draco war ein lustiger Kerl und man konnte viele Späße mit ihm machen. Ein kleines buntes Glitzern war in ihren Augen.

[DraconiZ]

„Allerdings. Es war dumm diesen Weg zu wählen, wenn ihr vorhattet mich zu töten oder wenn ihr in irgendeiner Weise Etwas mit dem General zu schaffen habt“. Sein Gesicht verlor jede Spur des Lachens, welches zuvor noch fast den gesamten Platz eingenommen hatte. Das Glitern in den Augen seines Gegenübers trübte seine Stimmung. „In jedem Fall habe ich leider keine Zeit mich noch lange in Möglichkeiten zu verlieren“. Der Streiter schaute sich einmal um. War er schon in der Nähe? „Daher muss ich euch leider bitten nun mit den Dringlichkeiten fortzufahren. Wartet er schon auf den Moment zuzuschlagen?“. DraconiZ fasste sein Gegenüber bei der Schulter. „Ich weiß, dass ihr nicht hier seid um mich zu töten, es sei denn ihr seid der schlechteste Attentäter, den ich je gesehen habe“. Er schüttelte bestimmt den Kopf. „Ich weiß, dass ihr diesen Krieg nicht führen wollt, ich sehe es in euren Augen. Ihr seid Niemand der ein Menschenleben nehmen kann“. Der Schwarzhaarige lies von ihrer Schulter ab. „Bedauerlicherweise ist es mit Medin anders. Er wird noch viele Leben nehmen, wenn er nicht gestoppt wird. Es ist leider nicht zu ändern. Es muss enden. Sprecht, wo er sich aufhält und Ich werde euch ziehen lassen, so wie ich es direkt am Anfang versprochen habe“. Seine rechte Hand wanderte erneut zu seiner linken. Zu der Stelle wo sich das Kris, der alte Ritualdolch, befand. Der Assassine musste tun, was nötig war um Medin zu stellen.

[Mindroth]

"Verflucht, verflucht, verflucht..." Mindroth war sich selbst gegenüber nicht wirklich nett, die Schimpfworte, mit welchen er sich belegte, hätten selbst einem Seemann die Röte in die Ohren getrieben. Dabei konnte er nicht einmal etwas dafür, weshalb er sich selbst beschimpfte.
Irgendwer, der den Schlaftrunk genommen hatte, würde nun eine sehr ruhige Nacht verbringen. Nur dieser Jemand war nicht Kael. Gut, Mindroth hatte den Krieger schon seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen, aber er wusste zumindest noch, dass er hier war. Sonst hätte Krondisar sich gemeldet. Dennoch war es schade für Aniron, die sich die ganze Mühe umsonst gemacht hatte. Aber der Blonde war zu höflich, ihr das zu erzählen. Nein, weshalb er jetzt unterwegs war, das lag daran, dass er unhöflich gewesen war. Etwas, dass sich Mindroth selten verzieh.
Er hatte sich nicht bei Aniron dafür bedankt, dass sie ihm diesen Schlaftrunk gebraut hatte. Sicher, Mindroth hatte das Kleidungsstück ausgebessert, aber das war ein Handel gewesen, nicht die oberste Pflicht eines wohl erzogenen Mannes. Oder eines Mannes, der wohlerzogen wirken wollte.
Also hatte er sich zu dem Kräutergarten begeben, dort wo er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Und natürlich war sie auch diesmal da. Mindroth räusperte sich, um auf seine Person aufmerksam zu machen.
"Werte Aniron, ich wollte mich noch bei euch für den Trunk bedanken. Er hat mir und besonders meinem Begleiter sehr geholfen..."

[Die Wassermagier]

Die Weihe am heutigen Abend war ungewöhnlich, um es einmal in Worte zu fassen. Wurden diese Weihen normalerweise in großen Hallen abgehalten, die gefüllt mit magischen Lichtern und Gläubigen waren, so war diese Halle, in der sie sich nun befanden, klein und leer. Nur zwei Fackeln erhellten den vorderen Bereich, in dem sich der Oberste Magier befand. Es war eine ungewöhnlich bedrückende Stimmung, besonders die spärliche Beleuchtung tat ihres dabei.
Als er sich umdrehte, erblickte er Overun und Solveg, die soeben eingetreten waren. Neben ihm selbst stand schon Lobedan, der neben Overun ein Weihhelfer sein würde. Eine ungewöhnliche Konstellation – doch was war an diesem Abend bei dieser Weihe nicht ungewöhnlich?
Riordian winkte Overun zu sich heran. Der Magier trat schnell neben den Priester und nahm das Weihbuch zur Hand, während Riordian Lobedan bedeutete, die kleine Schale mit dem geweihten Wasser zu nehmen. Auch wenn es nicht die typische Weihe war, wollten sie an den Traditionen festhalten.
Solveg indes trat an die anderen drei heran, bis der Priester ihm bedeutete, stehen zu bleiben.
„Auch wenn dies ungewöhnliche Umstände sind, unter denen die Weihe stattfindet, Solveg, so soll sie dennoch nicht weniger ehrfürchtig sein. Deshalb bitte ich dich, hinzuknien.“ Der Adept tat wie ihm geheißen und kniete vor Riordian nieder. Einen kurzen Moment atmete der Priester noch einmal durch, dann winkte er sich Overun heran, der das Buch wortlos auf der vorgesehenen Seite öffnete und so hielt, dass der Oberste es gut lesen konnte.
„Auch wenn du dein Leben bereits bis jetzt Adanos gewidmet hast, so sollst du erst ab dem heutigen Abend, dem Abend nach dem Vollmond, deine Pflicht dem Gleichgewicht und unserem Gott gegenüber als ein volles Mitglied dieser Gemeinschaft bestreiten. Wenn du dich dazu bereit fühlst und dich wirklich Adanos verschreiben möchtest, so sprich mir die folgenden Worte nach:

Ich, Solveg,

schwöre, mein Leben im Namen Adanos‘ zu führen und
das Gleichgewicht zu verbreiten und zu erhalten.

Ich schwöre, Leben zu achten
Und mich nicht an Adanos‘ Schöpfung zu vergreifen.

Ich werde den Rat achten und die Gemeinschaft schützen.“

Tinquilius

[Aniron]

Als Aniron an die Beete herangetreten war, waren die Ranken der Sarazenia sofort auf sie zugekrochen und wollten sich an ihr emporschlängeln. Ornlu hatte ihr gesagt, dass sie das neue Gewächs erziehen musste. Aber im Pflanzenerziehen war sie schon ein wenig ratlos, um ehrlich zu sein. Mit Magie wollte sie es erst gar nicht versuchen, da die ihre anders war, als jene, die die Pflanze zum Leben erweckt hatte. Sie dachte an die Art, wie sie Sirii immer versucht hatte, von Unsinn in Maris' Zelt abzuhalten. So klopfte sie mit der Hand vorsichtig auf die Ranken und sagte laut und scharf "Nein!", was zumindest insofern zu wirken schien, dass die Pflanze von ihr abließ und sich zurückzog. Aniron atmete aus. Nun gut. Ein erster Schritt.
Als die Adeptin nun aber ihren Blick über die Beete streifen ließ, bemerkte sie, wie ordentlich die Kräuter standen, in welchem saftigen Grün sie erblühten und das gesunde Dunkelbraun der Erde. Kein einziger Halm war dort, wo er nicht sein sollte, es gab kein Gewächs, was in diesem Garten nicht wachsen sollte. Anirons Augen begannen zu leuchten. Nie wieder Unkraut jäten- was für ein herrlicher Gedanke. Die paar Münzen erschienen ihr zu wenig, die sie den Waldläufern aus Myrtana für ihre wunderbare Arbeit gegeben hatte. Schließlich hatten sie ihr in der Wüstenhitze eine sehr unangenehme Arbeit abgenommen.

So nahm die Kräuterzüchterin begeistert einen Eimer zur Hand und begann ein paar frische Brennnesseln kurz über der Erde abzuschneiden. In ihre Arbeit versunken hatte sie gar nicht bemerkt, dass jemand an sie herangetreten war. Aber sie freute sich, als sie entdeckte, dass es Mindroth war, der sie besuchte.
"Adanos zum Gruße, Mindroth, schön, dass Ihr noch einmal vorbei schaut. Dann hat der Trunk also geholfen? Das freut mich. Kann ich Euch sonst noch einen Gefallen tun? Seid Ihr eigentlich schon lang in Al Shedim?" fragte Aniron ihren Gegenüber. Ihr war aufgefallen, dass der Diener Innos' ein braungebranntes Gesicht hatte, was sie daraus schließen ließ, dass er nicht erst seit kurzer Zeit in der Wüste weilte.

[Solveg]

Es wirkte alles ziemlich befremdlich. Was er hier sah, was hier vorging, es war nichts, das an die begeisterten Erzählungen anderer frisch geweihter Wassermagier erinnerte, es war nichts, das er später einmal begeistert herumerzählen würde. Es war nichts, das ihn glücklich stimmte? Oh doch, das tat es. Ein Glücksgefühl kam spätestens dann in ihm auf, als Riordian sich mit freundlicher Miene zu ihm umdrehte und ihn darauf aufmerksam machte, dass ungewöhnliche Umstände vorherrschten. Auf die Gründe dafür ging er jedoch nicht ein. Seltsam, wie Solveg befand, genau wie das fast automatisiert wirkende Herantreten der beiden Weihhelfer, das schweigsame Öffnen des Buches, das Overun praktizierte, und der noch verschwiegenere Lobedan, der kein Wort gesprochen hatte, seit der Dunkelblonde diese Kammer betreten hatte. Kein schlichter Gruß, kein Satz des Beistands, kein Mitleid dafür, dass diese Weihe offensichtlich anders verlief, als jede andere, die jemals in den heiligen Mauern des Tempels von Al Shedim abgelaufen war. Andererseits wusste der Krieger wohl möglich überhaupt nicht davon. Wie viele Weihen wird er schon erlebt haben? Möglicherweise keine einzige, sodass es nun so wirken musste, als sei der hier vorherrschende Zustand normal.
Die Worte, die Riordian nun aus dem von Overun gehaltenen Buch ablesend vorsprach, erregten eine Gänsehaut auf dem knienden Adepten, der andächtig seinen Kopf gesenkt hatte und so nur bedingt mitbekam, was sich über ihm abspielte. Trotzdem verstand er jede Silbe, versuchte sie, direkt in leisem Flüsterton nachzusprechen und erhob genau dann seine zittrige Stimme, als der vor ihm stehende Priester geendet hatte.

"Ich, Solveg,

schwöre, mein Leben im Namen Adanos' zu führen und
das Gleichgewicht zu verbreiten und zu erhalten.

Ich schwöre, Leben zu achten
Und mich nicht an Adanos' Schöpfung zu vergreifen.

Ich werde den Rat achten und die Gemeinschaft schützen."

Sowie die Worte verklungen waren, machte sich Unsicherheit in ihm breit. Weniger darüber, ob er alle Worte korrekt gesprochen hatte, sondern mehr aufgrund der Kälte, die sich plötzlich in seinem gesamten Körper breit machte. Wie eine dünne Eisschicht überzog erneut eine Gänsehaut seinen Körper, selbst das Knistern der Fackeln und ein plötzliches Aufstoben in einer der Feuerschalen dicht neben ihm brachte kein Wärmegefühl, sondern ließ ihn bestenfalls innerlich aufschrecken, während er äußerlich jedoch regungslos vor Riordian kniete und auf dessen nächste Anweisung wartete.

[Mindroth]

Ob er schon lange in Al Shedim war? Mindroth war am überlegen. Er war von Vengard nach Varant gegangen, hatte einen zwischenstopp in Bakaresh gemacht. Dort hatte er das erste Mal die Präsenz von Sinfathisar gespürt, was ihn dazu gebracht hatte, fluchtartig die Stadt zu verlassen. Und dann war er eben hierher gekommen. Nur wie lange war das schon her?
"Ich denke, ein paar Wochen bin ich hier schon. Mich hat die... Neugierde, ja. Mich hat die Neugierde hierher getrieben. Ich war schon einmal hier, dass ist aber sehr lange her. Und da ich gerne reise, wollte ich mir Al Shedim einfach mal wieder ansehen." Das war die halbe Wahrheit und halb erlogen. Aber solange Kael und er aneinander gebunden waren, würde der Novize nichts verraten. Wer wusste schon, wie der Krieger reagieren würde...
"Ich wüsste übrigens was, was ihr noch tun könnt. Ihr könntet meinen Wegbegleiter einmal... naja, wie soll ich sagen... einmal so richtig mit eurem Stab verprügeln, so!" Mindroth hatte nämlich langsam die Nase voll von dessen arroganten Art in Bezug auf Waffen, die man nicht schärfen konnte. Anirons Blick war wohl mehr als verwundert. Mindroth lächelte verschämt und versuchte es zu erklären.
"Wisst ihr, Aniron... Kael hat behauptet, dass man mit einem überlangen Stock nichts zustande bringen würde. Dazu muss man sagen, dass wir in einen kleinen Disput geraten sind, als er mich fragte ob ich überhaupt mit einer Waffe umgehen könne." Mindroth zuckte mit den Schultern. "Naja, und als ich ihm halt sagte, dass es sich für einen angehenden Magier nicht ziemt, ein Schwert zu tragen, da hat er mich ausgelacht." Vielleicht hätte er es doch nicht zur Sprache bringen sollen...

[Aniron]

Aniron musste schmunzeln. Ja, es gab Menschen da draußen, die nicht glauben wollten, dass ein Stab ein Genick mühelos brechen konnte.
"Ich kann verstehen, was Ihr meint. Ich bin auch genau Eurer Meinung. Ein Magier mit einem Schwert ist ein Gegensatz an sich, finde ich. Wenn man einmal in die Welt der Magie getaucht ist, kommen einen Schwerter recht kalt und leblos vor. Der Kampf mit der Klinge ist ebenso kalt und leblos."
Sie stellte den Eimer mit dem Brennnnesseln ab.
"Ich würde allerdings niemals jemanden einfach so angreifen oder verprügeln, das steht gegen meinen Glauben, müsst Ihr wissen. Ich selbst habe den Stabkampf gelernt, weil ich schwach war und auf die Hilfe anderer angewiesen. Dadurch kann man sehr schnell ins Lebensgefahr geraten und ich sag Euch, das möchte ich nicht noch einmal erleben. Ich kann behaupten, den bestimmt besten Lehrmeister gefunden zu haben, den es gibt. Wobei er wohl eher mich fand."
Aniron grinste in Gedanken. Jaja, Ornlu...
"Mir dient der Stab zur Verteidigung, hausieren gehe ich damit nicht.Ich kann mich effektiv verteidigen, gener so ausschlaten, dass sie verletzt werden, aber nicht getötet. Ich kann Euch sehr gerne den Stabkampf lehren, wenn Ihr das möchtet. Allerdings ist mir nicht sehr wohl bei dem Gedanken, dass ich es Euch beibringe, damit Ihr jemanden anderes schlagen könnt."
Aniron hob ihren Stab auf.
"Ihr könnt es Euch gern überlegen. Lernt den Stabkampf von mir, aber bedenkt, dass ich eine Dienerin des Lebens bin und somit das Kämpfen des reinen Tötenswillen nicht gut heiße. Aber ich kann Euch eine Menge beibringen. Ihr könnt meinen ehemaligen Meister auch gerne selber fragen. Leider unterrichtet er sowie ich weiß keinen Stabkampf mehr."

[Lobedan]

Viel zu lange war es her, als dass er einen Vergleich ziehen konnte zu der Weihe eines alten Freundes, von dem er seit Ewigkeiten nichts mehr gehört hatte. Jinne war sein Name, der eine Schwäche für ausgezeichnete Weine hatte. Seiner alten Winzerkunst trauerten heute nicht wenige hinterher, denn ein Nachfolger für die Tradition, die er damals aus Khorinis hier her gebracht hatte, wurde nie gefunden. Nichtsdestotrotz beschlich den Nomaden das Gefühl, das Riordian spätestens mit seinen einleitenden Worten unterstrich: Hier lief etwas anders als damals. Nicht, dass es hier ein Priester von Rang und Namen war, der die Weihe durchführte, während damals lediglich ein einfacher Wassermagier und ebenfalls guter Freund Lobedans, Corwyn, mit dieser Aufgabe betraut worden war, sondern viel mehr die vorherrschende Stimmung, über die ihn Overun allerdings auch schon im Voraus aufgeklärt hatte. Es sollte still und andächtig, aber dennoch ehrwürdig und erhaben werden. Eine seltsame Mischung, die in Lobedan eher das Gefühl verbreitete, als würde jemand zu Grabe getragen. Doch es schien niemand vollkommen unglücklich mit diesen Umständen zu sein, deshalb äußerte er sich nicht weiter dazu, sondern versuchte dieser Atmosphäre nachzukommen, indem er schweigend dabei war und seiner schlichten Aufgabe nachkam. So merkwürdig er es auch fand, dass gerade er dafür ausgewählt worden war. Nur weil er Solveg gut kannte? Ein seltsamer Grund, wo er doch Krieger war und nicht gerade sehr weit oben in der Gunst Overuns stand, wie der ihm vor kurzem noch deutlich gemacht hatte.
Riordians Worte waren es nun, die ihn kurz nach Solvegs Schwur aus den Gedanken rissen.
"Möge Adanos selbst nun diesen Eid besiegeln, mögen seine Kräfte von nun an in dir ruhen, dich stärken und bei alledem unterstützen, was dir in deinem Leben begegnet, solange du in seinem Sinne handelst. Solveg, empfange hiermit den heiligen Segen unseres Gottes, Adanos!"
Während er diese Worte sprach, tauchte Riordian seine Hand zuerst in den Kelch mit geweihtem Wasser, berührte damit Solvegs Stirn und träufelte abschließend einige Tropfen auf seinen Kopf. Gleichzeitig gab Overun etwas in die beiden Feuerschalen, das sich sofort zischend auflöste und einen schwachen, benebelnden Geruch verbreitete.

[Die Wassermagier]

Obwohl ihn immer noch ein unbehagliches Gefühl beschlich, das scheinbar auch nicht vor Solveg Halt machte, der mit zittriger Stimme den Schwur wiederholt hatte, so konnte er dennoch in den nächsten Minuten ein wenig aufatmen. Gerade als er Solvegs Stirn berührt und anschließend geweihtes Wasser über seinen Kopf getröpfelt hatte, stieg zischend ein wenig „Nebel“ aus den beiden Feuerschalen auf. Er schaute zu Overun hinüber, der das Pulver in eben diese geschmissen hatte.
Doch es war nicht nur dieser Nebel, der einen ungewöhnlichen Duft in der kleinen Hallte verteilte, der ihn für einen Moment die Situation vergessen ließ, sondern auch das Knistern der Magie in der Luft. Ob auch Lobedan, als Nicht-Magieanwendender dies spüren konnte, wusste er nicht. Overun und vor allem Solveg aber sollten dies spüren können.
Ein Zeichen Adanos‘. Ein Zeichen des Bundes, den Solveg soeben eingegangen war. Ein Mysterium und doch zugleich auch ein Beweis für die Richtigkeit der Weihe.
„Du hast den Schwur gesprochen, Solveg“, fuhr er nach kurzer Zeit mit kräftiger Stimme fort, „und wurdest mit dem Element unseres Gottes gesegnet. Du hast dich dem Gleichgewicht verschrieben.
So erhebe dich nun, mein Bruder, als ein Magier des Wassers! Ein volles Mitglied im Kreis des Wassers!“
Und just in diesem Moment stieg erneut Nebel aus den Feuerstellen auf, der sich jedoch in einem unnatürlichen blau färbte und kurz um sie herum schwebte, bevor er sich wieder in seine Bestandteile auflöste. Dieses Mal atmete Riordian erleichter aus: Die Weihe war beendet und sie, die Diener des Gleichgewichts, um ein Mitglied reicher.

Tinquilius

[Solveg]

In diesen Augenblicken spitzte sich die Spannung mehr und mehr zu, sie wirkte greifbar, bis er dann plötzlich etwas spürte. In seinem Inneren. Es war Magie, die sich dort regte, nicht nur in ihm, sondern viel mehr um ihn herum. Ob dieser seltsame Nebel schuld daran trug? Was auch immer es war, es war da und schien ein Zeichen zu sein, das Riordian gut stimmte, denn er reagierte sofort darauf, indem er Solveg darum bat, sich zu erheben. Gleichzeitig hieß er ihn in den Kreisen der Wassermagier willkommen, als nun endlich vollwertiges Mitglied, das jeder gleichsam zu achten hatte. Ein Zeitpunkt, dem der Dunkelblonde sehr lange Zeit entgegen gefiebert hatte. Und in diesem kleinen Kreise hier wohl möglich weit aufregender, als im Fokus dutzender Augenpaare, die nur darauf warteten, dass er einen Fehler machte.
Ganz langsam erhob er sich nun, zuerst den Körper, den er bis zur Gänze anspannte, sodass sich seine volle und trotzdem eher geringe Größe offenbarte, und abschließend den Kopf, der die gesamte Zeit über gesenkt gewesen war. In der Wärme, die er nun von den vielen offenen Feuerquellen hier im Raum wahrnahm, spürte Solveg die letzten Reste des Weihwassers auf seiner Stirn, während selbiges auf seinem Kopf noch ein seltsames Nachgefühl hinterließen, das er jedoch positiv deutete. Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht, erst zaghaft, dann etwas breiter. Er blickte Riordian an, der herzlich zurück lächelte, drehte sich zu Overun, der jedoch nur ein knappes, aber sicher gut gemeintes Nicken von sich gab, und drehte sich abschließend zu Lobedan, auf dessen Zügen sich nun auch endlich ein freundlicher Ausdruck breit machte, was den frisch geweihten Wassermagier umso glücklicher stimmte. Worte gab jedoch keiner der drei von sich, weshalb er sich im Zwang sah, etwas zu sagen.
"Habt Dank! Vielen Dank für diesen Moment, den ich mir in seiner Gefühlstiefe nie so vorgestellt hatte. Ich weiß, dies ist eine Weihe, die anders als Vergangene verlief, und doch möchte ich einen alten Brauch aufgreifen. Wer von euch das Bedürfnis verspürt, auf diesen nun vergangenen Moment anzustoßen, möge mir in die Taverne folgen. Oder nein. Ich denke, es wäre angebrachter, in ähnlicher Atmosphäre zu bleiben. Wenn ihr erlaubt, hole ich einen guten Wein herbei, der mir vor langer Zeit als Geschenk überreicht wurde."
Während Overun zustimmte, erwiderte Lobedan gar nichts. Riordian lehnte dankend ab, bat jedoch sogleich darum, Solveg in diesem Falle noch bis in die Tempelhalle begleiten zu dürfen. Wogegen sich keiner der Anwesenden aussprach.

[Mindroth]

Mindroth musste sich verhört haben. Hatte Aniron ihm gerade angeboten, die Kunst des Stabkampfes zu erlernen? Es musste wohl so sein, denn ihr abwartender Blick machte dies klar. Das war es ja, weswegen sich er und Kael gestritten hatten. Wenn der Novize nun lernen würde, wie man mit einem Stab kämpft, dann könnte er dem Krieger das Gegenteil beweisen. Nur wollte er das auch wirklich? Wollte er aggressiv sein? Nein. Die Aspekte seiner Magie waren schon aggressiv genug.
"Wenn ihr wirklich bereit seid, mich in dieser Kunst auszubilden, Aniron, dann nehme ich euer Angebot mit Freuden an." Mindroth zögerte einen Moment, bevor er weitersprach. "Ich gebe zu, es wäre verlockend, Kael dann irgendwann zu zeigen, dass ein Stab ebenso gefährlich sein kann wie ein Schwert. Aber das ist nicht meine Art. Allein schon durch die Magie können Menschen verletzt werden. Und die Magie ist ein sehr gefährlicher Freund, verlockend aber auch gefährlich."
Der Novize strich sich durch die blonden Haare und betrachtete seine Hände. "Der einzige Grund, warum ich den Umgang mit dem Stab lernen möchte, ist einfach, dass ich nicht von der Magie abhängig sein will. Und um mein Leben zu schützen. Also, wenn ihr es mit eurem Angebot ernst meint, dann nehme ich es mit Freuden an."